Begriff: Ziehschein

Ziehschein, der (home allotment)

Ziehschein ist das alte Verfahren Seeleuten ihre Heuer zukommen zu lassen. Der Seemann hat Anspruch seine Heuer in bar beim Kapitän abzuholen. Dies machte früher mehr Sinn als heute. Die offizielle Begründung ist, dass bei der Reederei ja niemand weiß, wieviel Kohle der Seemann an Bord benötigt.

Rechenbeispiel:
Für E-Mails, Bordkantine und Landgänge benötigt der Seemann 500 , das Nettogehalt ist 2600 , dann sollte er seinen Ziehschein auf 2000 ausstellen. Das Geld wird dann auf sein Bankkonto an seinen Heimatort überwiesen. Die verbleibenen, restlichen 100 würden dann in diesem Beispiel auf ein internes Restheuerkonto verbucht werden. Da aber ausser dem Seemann niemand weiß, wieviel Geld er an Bord benötigt, wartet die Heuerabteilung der Reederei auf den Ziehschein, um die Überweisung in der gewünschten Höhe auszuführen.

siehe auch: Heuer

[so nebenbei: Das Verfahren des Ziehscheines hatte für manchen Seemann zusätzliche Vorteile: 1. der Ehefrau konnte der Seemann so sein tatsächliches Einkommen verheimlichen und hatte damit immer mal was in seiner geheimen Kasse, um mal in einem Hafen die Heuer springen zu lassen und 2. konnte er bei ev. Unterhaltsansprüchen sein Gehalt reduzieren, indem er sich einen Teil direkt bei der Heuerstelle auszahlen ließ und somit bei offiziell niedrigerem Gehalt auch seine Unterhaltszahlung nach unten drücken konnte, sofern sein Arbeitgeber mit gespielt hat. Und damals ging sowas noch.]