Begriff: Freie Oberflächen (engl free surfaces bzw Fs)

Ein Problem bei jeder Stabilitätsrechnung ist die Berücksichtigung der freien Oberflächen. Während einer Flutung treten sie in den Zwischenzuständen bzw. teilweiser Füllung auf. Flüssigkeitsmassen, die sich mit den Schiffsbewegungen wie Krängung und Stampfen im Schiffsinnern verlagern, sind sehr gefährlich. Je größer die Masse und Verschiebestrecke in Querrichtung liegt, desto gefährlicher, da sich der gesamte Massenschwerpunkt des Schiffs, der normalerweise fixiert ist, dadurch immer wieder ändert. Fließt das Medium in eine Richtung, verlagert sich der Schiffsschwerpunkt in dieselbe und es kommt zu keinem Krängungsausgleich mehr, das Schiff behält ohne äußere Einwirkungen seine Lage bei oder entwickelt mit der Masse des freien Mediums eine Art Eigendynamik. Bei genug Seegang, Flüssigkeitsmasse und freier Oberflächen kann also der Schiffsmassenschwerpunkt(G) förmlich zum Spielball dieser verschiedenen Wechselwirkungen werden. Es kann dann hohe Kentergefahr bestehen, die sich nicht vorher ankündigt.
Stabilitätskennwerte haben im Extremfall keine Aussagekraft mehr. Ein Mangel an Daten, wie groß die freien Oberflächen nach einer Flutung in zunächst relativ unbekannten Abteilungen sind, erschwert die Einschätzung der Lage. Generell gilt es auch für alle Tanks, die zwischen ca. 10% und 90% teilgefüllt sind, die Annahme zu treffen, dass freie Oberflächen vorhanden sind.