Begriff: Rufzeichen

Rufzeichen, das (call sign)

Die Rufzeichen (call signs) im Seefunkdienst werden aus einer von der ITU dem jeweiligen Land zugewiesenen internationalen Rufzeichenreihe gebildet. Aus den ersten beiden Zeichen kann man auf das Herkunftsland des Schiffes bzw. auf den Standort der ortsfesten Funkstelle geschlossen werden. Das sind

– entweder zwei Buchstaben
– eine Ziffer und ein Buchstabe oder
– ein Buchstabe und eine Ziffer.

Jedes Schiff weltweit hat somit ein individuelles Rufzeichen.

Die den Ländern zugewiesenen Rufzeichenreihen sind im Anhang 42 der Radio Regulations (RR), zu deutsch der Vollzugsornung für den Funkdienst (VO Funk) und u.a. in der von der ITU heraus gegebenen List of ship stations zu finden. Deutschland wurden die Reihen DAAA bis DRZZ und Y2AA bis Y9ZZ zugewiesen.

[Hierbei ist die Rufzeichenfolge DAAA bis DRZZ damals für die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Rufzeichenfolge Y2AA bis Y9ZZ für die ehemalige Deutsche Demokratische Republik (DDR) zugeteilt worden. Mit dem Beitrittsvertrag der DDR zur BRD werden im Beitrittsgebiet jetzt auch die Rufzeichen DAAA bis DRZZ vergeben. So will man erreichen, dass die Rufzeichenfolgen Y2AA bis Y9ZZ durch die Verschrottung der ins Alter gekommenen Schiffe der ehemaligen DDR aussterben. Die Y2-Rufzeichen werden nicht mehr neu vergeben und stehen somit irgendwann einem anderen Land zur Vergabe bereit. Dies wird aber sicher noch einige Jahrzehnte dauern.]

Für deutsche Schiffe, die in das Schiffsregister eingetragen sind, wird das dort eingetragene Unterscheidungssignal als Rufzeichen zugeteilt. Dieses Unterscheidungssignal besteht im Allgemeinen aus vier Buchstaben bzw. bei der Verwendung des Y-Zeichens aus einem Buchstaben, einer Ziffer, gefolgt von zwei Buchstaben.
Beispiel DOPD, Y3OK,

Aufgrund von Engpässen bei der Vergabe von Unterscheidungssignalen bei den zuständigen Amtsgerichten können auch 5-stellige Rufzeichen vergeben werden, die dann aus vier Buchstaben und einer Ziffer bestehen.
Beispiel DJHG2

Schiffe, die nicht im Schiffsregister eingetragen sind (in den meisten Fällen handelt es sich hierbei um Kleinfahrzeuge, wie Sportboote, Segelyachten o.ä.), bekommen ihre Rufzeichen von der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (kurz BNetzA), (ehemals Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, kurz RegTP, vormals Bundesamt für Post und Telekommunikation, kurz BAPT) als 6-stelliges Rufzeichen zugeteilt. Diese Rufzeichen bestehen aus zwei Buchstaben (Landeskenner) und vier Ziffern.
Beispiel DA4711

Deutsche Seefunkstellen verwenden zur Kennzeichnung im Sprechfunkverkehr den amtlichen Namen des Schiffes und das Rufzeichen.
Beispiel Nordstern / DOPD

Funkstellen auf Überlebensfahrzeugen von Schiffen erhalten das Rufzeichen der Seefunkstelle des Mutterschiffes, ergänzt um zwei Ziffern, von denen die erste nicht 0 oder 1 sein darf.
Beispiel DALM22
(für das Rettungsboot Nr. 22 – diese beginnen erst mit der Nummer 20 und sind dann aufwärts durchnummeriert)

Im Funkverkehr an Bord werden mobile Handsprechfunkgeräte eingesetzt z.B. bei Anlegemanövern. Die Handsprechfunkgeräte erhalten kein eigenes Rufzeichen. Entsprechend wird das Rufzeichen der Seefunkstelle des Mutterschiffes verwendet, ergänzt um die Wörter Control, Alpha, Bravo, Charlie
Beispiele
Böhlen Control = Hauptstelle (Brücke) für den Funkverkehr an Bord des Schiffes Böhlen
Böhlen Alpha = erste Nebenfunkstelle für den Funkverkehr an Bord des Schiffes Böhlen
Böhlen Bravo = zweite Nebenfunkstelle für den Funkverkehr an Bord des Schiffes Böhlen
Böhlen Charlie = dritte Nebenfunkstelle…

Den Küstenfunkstellen (=KüFuSt), sofern sie ein Rufzeichen benötigen, werden 3-stellige Rufzeichen zugeteilt. Auch hier kann aus den ersten beiden Buchstaben bzw. den Buchstaben -Ziffern-Kombinationen auf das Land des Standortes geschlossen werden.
Beispiele
OXZ (für Lyngby Radio, Dänemark)
IAR (für Roma Radio, Italien)

Küstenfunkstellen werden im Sprech-Seefunkdienst gerufen mit ihrem geographischen Namen des Ortes, wie er im Verzeichnis der Küstenfunkstellen angegeben ist, ergänzt um das Wort Radio
Beispiele Arkona Radio, Borkum Radio, Farsund Radio

[Bei den Namen Radio Sandbank oder Radio Bremen handelt es sich um lokale Rundfunksender/Radiosender. Es steht das Wort Radio auch vor dem Namen; eine geographische Bezeichnung ist nicht unbedingt vorhanden]

Zusätzlich erhält jedes ausrüstungspflichtige Schiff (SOLAS-Schiff) eine MMSI.

MMSI und Rufzeichen ermöglichen es Schiffen, Telefongespräche oder Telexe (auch über Satellit; hier ist noch ein weiteres Unterscheidungssignal erforderlich, die MMSI) per Seefunk zu versenden und zu empfangen.

siehe auch CS, MMSI, KüFuSt, SeeFuSt, INMARSAT, DSC, MID, Seefunk, Sprechfunk,