Begriff: Stirlingmotor

Der Stirlingmotor ist eine Wärmekraftmaschine zur Umsetzung von Wärme in mechanische Arbeit. Er wird auch Heißluftmotor genannt.

Überblick
Der Stirlingmotor ist eine Kolbenmaschine, die ein Gas als Arbeitsmedium in einem geschlossenen Raum erwärmt (thermische Energie), den entstehenden Druck (potentielle Energie) auf einen Arbeitskolben überträgt und in mechanische Arbeit umsetzt. Das Gas wird dadurch abgekühlt.

Abgrenzung von anderen Motorarten
Beim Stirlingmotor bleibt das Gas innerhalb des Motors und wird nicht ausgetauscht. Das bedeutet, dass er, abgesehen von einer ggf. durch Verbrennung betriebenen externen Wärmequelle abgasfrei arbeitet.

Darin unterscheidet sich dieser Motor z. B. von Dampfmaschinen und Verbrennungsmotoren, denn bei Dampfmaschinen wird das Gas (Wasserdampf) außerhalb des Zylinders erhitzt, in den Zylinder geleitet und nach der (ggf. mehrstufigen) Entspannung abgelassen. Bei Verbrennungsmotoren, wie z. B. dem Ottomotor oder dem Dieselmotor wird das Gas (Kraftstoff – Luft -Gemisch) innerhalb des Zylinders durch Verbrennung erhitzt und nach der Entspannung ausgetauscht.

Der Stirlingmotor benötigt keinen besonderen Treibstoff (wie etwa ein besonderes (Kraftstoff – Luft -Gemisch) beim Ottomotor), sondern ist lediglich auf die Zuführung von Wärme angewiesen. Da die Quelle dieser Wärme egal ist, kann z. B. Sonnenenergie, Abwärme oder Wärme im Boden ausgenutzt werden.

Der Stirlingmotor ist außerdem kein Feuerfresser oder Flammenfresser.

Funktionsweise
In dem Motor bewegen sich zwei Kolben: der so genannte Verdrängerkolben (a) und der Arbeitskolben (b) Beide Kolben sind etwas versetzt an einem Schwungrad (c) befestigt, mit dem mechanische Arbeit verricht werden kann. Auf dem obigen Foto ist gut zu erkennen, dass aus dem waagerechten Zylinder ein Kolben nach rechts und ein Kolben nach oben herauskommt. Der Arbeitskolben schließt den Motor luftdicht ab.

Theoretische Erklärung
Das Arbeitsmedium wird in einem Kreisprozess aus zwei Isothermen und zwei Isochoren periodisch expandiert und komprimiert. Im pV-Diagramm ist die Fläche unter dem Graphen die von der Maschine verrichtete Arbeit.

Takt 1 ist eine isotherme Ausdehung, bei der Arbeit vom Gas verrichtet wird und Takt 2 eine isochore Abkühlung. Takt 3 ist eine isotherme Kompression und Takt 4 eine isochore Erwärmung.

Das Prinzip dieser Maschine beruht auf dem so genannten Stirlingschen Kreisprozess. Die Maschine arbeitet zwischen der hohen Temperatur Th und der niedrigen Temperatur Tn. Dabei ist die Differenz dieser beiden Temperaturen entscheidend für den Wirkungsgrad, der die Effizienz der Maschine beschreibt.

Merkmale
Der Wirkungsgrad von Stirlingmotoren erreicht theoretisch den Carnot-Wirkungsgrad und ist damit höher als der Wirkungsgrad von Dampfmaschinen und Verbrennungsmotoren (mit innerer Verbrennung).
Die Wärmeerzeugung muss nicht notwendigerweise auf Verbrennung beruhen, sondern kann auch Solarenergie o.ä. nutzen.
Es gibt Stirlingmotoren, die nur wenige Kelvin Temperaturdifferenz benötigen. z.B. Flachplatten-Stirlingmotor von Prof. Ivon Kolin (UNI Zagreb 1989)
Wenn die Wärmeerzeugung durch Verbrennung geschieht, sind beliebige Brennstoffe möglich. Außerdem kann die Verbrennung kontinuierlich und von außen erfolgen und erlaubt so günstige Abgaswerte.
Fehlende Explosions- und Abgasgeräusche machen einen gut ausgewuchteten Stirlingmotor sehr leise.
Die Leistungsänderung durch Steuerung des Wärmestromes ist sehr langsam und für Kraftfahrzeuge nicht geeignet.
Andere Methoden der Leistungsregelung sind aufwändig.
Stirlingmotoren arbeiten mit hohen Drücken und benötigen große Wärmetauscher und sind deshalb schwer.
Es gibt zahlreiche Bauformen, was eher hinderlich für die Weiterentwicklung ist.
Mögliche Anwendungen
Des weiteren kann der Stirlingmotor als Kühler oder als Wärmepumpe eingesetzt werden. Dabei wird der Stirlingmotor mechanisch angetrieben und transportiert Wärme vom kalten in den heißen Bereich. Es handelt sich in diesem Fall um einen umgekehrten Kreisprozess.

Immer wieder wird Stirlingmotoren nachgesagt, sie seien die Motoren der Zukunft. Bisher haben sie sich aber nicht auf breiter Front durchgesetzt. Eine bereits bestehende Anwendung ist z.B. als Kühlaggregat in Wärmebildkameras.

Mögliche Anwendungsbereiche sind:

Kältemittelfreie Kühlprozesse
Kleine dezentrale Blockheizkraftwerke zur Erzeugung von Elektrizität und Heizwärme
Antrieb von Yachten und Booten bei großer Laufruhe
Desgleichen militärische Anwendungen
Geschichte
Der Stirlingmotor wurde 1816 vom damals 26jährigen schottischen Geistlichen Robert Stirling erfunden. Er ist nach der Dampfmaschine die zweitälteste Wärmekraftmaschine. Stirling wollte mit seinem Motor eine Alternative zu den damals aufkommenden Hochdruckdampfmaschinen bieten, die zahlreiche Opfer durch Kesselexplosionen forderten.
Eine erste Blüte erlebte der Stirlingmotor am Ende des 19. Jh. als Einzel-Energiequelle in den Haushalten des aufkommenden Bürgertums. Er war für damalige Verhälnisse in kleinen Ausführungen ein Massenprodukt und stellte ungefähr das Pendent zu unseren heutigen Elektromotoren dar (motorbetriebene Ventilatoren etc.).
Ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts forschten diverse Industrieunternehmen am Stirlingmotor als Schiffs-, und Automobilantrieb sowie im militärischen Bereich (Vielstoff-Tauglichkeit!), ohne auf diesen Gebieten eine konkurrenzfähige Serienreife zu erzielen.
Ab ca. 1975 gewinnt der Stirlingmotor an Bedeutung im Zusammenhang mit Block-Heizkraftwerken und Kraft-Wärme-Koppelung. In Kleinst- BHKW kommt dabei auch die besondere Bauform des Stirling- Freikolbenmotors, verblockt mit einem Linear- Generator, zum Einsatz.