Begriff: Tsunami

Der Begriff Tsunami leitet sich vom Japanischen Tsu-Nami her, das wörtlich mit Große Woge im Hafen übersetzt werden kann.

Entstehung von Tsunamis
Der Tsunami ist eine Wellenart, die vor allem im Pazifik auftritt. An dessen Rand, der Subduktionszone des Pazifischen Feuerrings, kollidieren tektonische Platten, wodurch Seebeben erzeugt werden, die Tsunamis auslösen können. Etwa 86% aller Tsunamis werden durch unterseeische Beben verursacht, die übrigen 14% entstehen durch Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge oder Unterwasserlawinen.

Eigenschaften von Tsunamis
Tsunamis unterscheiden sich grundlegend von Wellen, die durch Stürme entstehen, denn bei diesen kann das Wasser zwar unter außerordentlichen Bedingungen bis zu 30 Meter hoch aufgeworfen werden, die tieferen Wasserschichten bleiben dabei jedoch unbewegt. Ein Tsunami dagegen stellt eine Schockwelle durch die gesamte Wassersäule dar.

Auf dem offenen Meer besteht im allgemeinen keine Gefahr durch einen Tsunami. Meist wird sein Auftreten gar nicht bemerkt, denn die Welle ist nur wenige Meter hoch und besitzt eine Wellenlänge von mehreren hundert Kilometern Länge. Die Geschwindigkeit der Welle kann bis zu 700 km/h (vergleichbar einer Boeing 747) betragen, so dass ein Tsunami den Ozean binnen weniger Stunden durchquert, ohne dass dies jedoch aufgrund ihrer gewaltigen Ausdehnung unmittelbar zu beobachten ist.

Erreicht die Welle den Kontinentalschelf, bewegt sich dann weiter in Richtung Küste und verliert dabei rasch an Geschwindigkeit, wird die Welle komprimiert und ein Wellenberg baut sich auf. Ein Tsunami kann so zu einem beachtlichen Wasserberg anwachsen und eine Höhe von einigen Dutzend Metern erreichen.

Läuft ein Tsunami in einen Fjord, so kann sich die Welle auf weit über hundert Meter aufstauen.

Tsunamis und ihre Folgen
In den letzten zehn Jahren wurden weltweit 82 Tsunamis registriert, wobei 10 von ihnen zusammen mehr als 4000 Menschenleben kosteten.

Tsunamis zählen zu den verheerendsten Naturkatastrophen, mit denen der Mensch konfrontiert werden kann, denn ein mächtiger Tsunami kann seine zerstörerische Energie über Tausende von Kilometern weit mitführen. So geschah es 1946 in Hawaii, als 159 Menschen ums Leben kamen, obwohl das Epizentrum des Seebebens fast 3700 km entfernt war. Ohne schützende Küstenfelsen können schon 3 m hohe Wellen mehrere hundert Meter tief ins Land eindringen. Die Schäden, die der Tsunami beim Vordringen verursacht, werden noch vergrößert, wenn die Wassermassen wieder abfließen.

In Japan richteten in den letzten 100 Jahren nur 15% der 150 registrierten Tsunamis Schäden an oder kosteten Menschenleben. Das liegt daran, dass bei einem effektiv funktionierenden Frühwarnsystem und Aufklärung regelmäßig Trainingsprogramme für die Bevölkerung durchgeführt werden.

Wesentlich verheerender ist die Schadensbilanz in Indonesien. Hier wirkte die Hälfte der Tsunamis katastrophal, denn die meisten der Küstenbewohner hatten das vorangehende Erdbeben nicht als natürliche Warnung erkannt und waren deshalb nicht landeinwärts geflohen. Verstärkt wurde die Sorglosigkeit durch die Unkenntnis, dass sich die See zunächst vollständig zurückzieht bevor ein Tsunami über die Küste hereinbricht.

Nicht nur die Anrainerstaaten der Pazifikküste sind von Tsunamis betroffen. Auch an den europäischen Küsten treten diese Riesenwellen, wenn auch wesentlich seltener, auf. Da die Afrikanische Platte sich nach Norden unter die Europäische Platte schiebt, entstehen Seebeben im Mittelmeer und im Atlantik. So wurde am 1. November des Jahres 1755 die portugiesische Hauptstadt Lissabon von einem Brand zerstört, der in Folge eines Erdbebens auftrat. Als die Einwohner vor den Flammen an das Tejoufer flüchteten, wurden sie von haushohen Flutwellen überrascht. Zwei Drittel der Stadt wurden zerstört, 60 000 Menschen starben. Der Tsunami war noch in Irland und jenseits des Atlantiks auf den kleinen Antillen zu spüren.